Die Berliner Designerin Claudia Skoda hat zweifellos ein besonderes Talent, die richtigen Menschen zur richtigen Zeit kennenzulernen. Zu ihren Freundinnen und Freunden zählen Ulrike Ottinger, Tabea Blumenschein und Martin Kippenberger, sie kannte und kennt David Bowie und Ralf Hütter von Kraftwerk, sie wurde von Esther Friedman und Jim Rakete fotografiert. Ihre Modenschauen, in denen sie ihre gestrickten Entwürfe, Musik, Licht und Bewegung zusammenbrachte – Jahre bevor Modepräsentationen als Gesamtkunstwerke in der Branche üblich wurden – sind daher gut dokumentiert. Die aktuelle Ausstellung im Berliner Kulturforum (Claudia Skoda – dressed to thrill, noch bis 29. August) kann sich daher auf viele Fotos und Filmaufnahmen stützen und ist weniger eine Ausstellung über die Modedesignerin Claudia Skoda (die immer auch sehr tragbare Strickkleider, Pullover und Accessoires entwarf), sondern eine Ausstellung über die Multimedia-Künstlerin Claudia Skoda und die West-Berliner Kunstszene der 80er Jahre.
Interessant fand ich, wie Claudia Skoda Mitte der 70er Jahre scheinbar wie aus dem Nichts auftaucht. Schon das älteste Kleid, das in der Ausstellung gezeigt wird, ein Kleid aus Viskose-Baumwollgarn von 1976, zeugt von großer technischer Raffinesse und handwerklicher Perfektion: Das längsgestreifte Rockteil erhält seine ausgestellte Form durch verkürzte Reihen, das Oberteil ist „fully fashioned“ auf Figur gestrickt, das heißt die nötigen Weitenveränderungen werden durch das Zunehmen und Abnehmen von Maschen im Strickstück erreicht, der Stoff wird dreidimensional an den Körper geformt.
In einem kurzen Fernsehbeitrag aus dieser Anfangszeit ist Claudia Skoda zu sehen und zu hören, wie sie mit mädchenhafter Stimme erzählt, sie habe zuerst Stricksachen nur für sich selbst gemacht, dann für Freundinnen, und daraus habe sich das Geschäft dann so langsam entwickelt. Zufall, Glück, irgendwie reingerutscht – man möchte es nicht glauben und noch weniger die Reporterfragen hören, die tatsächlich in den wenigen Minuten zweimal nachfragen, ob man denn davon leben könne.
In einem Fernsehbeitrag einige Jahre später, Claudia Skoda lebte und arbeitete inzwischen mit befreundeten Künstler*innen in Kreuzberg in der „fabrikneu“, spricht scheinbar eine andere Frau mit einer anderen Stimme: Energisch erklärt sie den Fernsehleuten die Arbeitsteilung in dieser Wohn- und Arbeitsgemeinschaft und weiß offensichtlich ganz genau welches Bild sie in der Öffentlichkeit abgeben möchte. In den frühen 1980ern beginnen auch die aufwendigen Modenschauen, für die die Fabrik bald zu klein wird und die man in der Ausstellung nacherleben kann.
Die textile Seite der Mode Claudia Skodas, das Handwerkliche, das Material, auch der Entwurfsprozess, spielen in dieser Ausstellung nur eine Nebenrolle, aber die etwa 15 Outfits werden an Puppen so gezeigt, dass Vorder- und Rückseite betrachtet werden können, und bei den flach präsentierten Stücken kommt man so nahe heran, dass man Details gut erkennen kann.
Manchmal gibt es zu einem Modell gleichzeitig auch eine Fotografie, die das Stück bei einer Modenschau oder an einer Kundin zeigt, und da erkennt man dann, wie wesentlich der Körper für Claudia Skodas Mode ist: Strickkleider erhalten ihre eigentliche Form erst durch den Körper, den sie bekleiden und leben von seinen Bewegungen – schlackert das Kleid an einer starren Size-Zero-Puppe, der es etwas zu groß ist, geht viel von seiner Wirkung verloren.
Die Ausstellung Claudia Skoda – dressed to thrill läuft noch bis zum 29. August im Berliner Kulturforum.